Nach dem üblichen Dachterrassen-Frühstück zieht es uns erneut zum grossen Platz 'Djemaa El Fna', wo wir an einem Stand getrockneten Marokkanischen Minztee kaufen. Wir beobachten die Gaukler, Händler, Dompteure und die Schlangenbeschwörer, bevor wir uns auf den Weg zum 'Place des Ferplantiers' machen, wo wir von unserem gebuchten Fahrer für unseren Trip in die Wüste Agafay abgeholt werden.
Wie gewohnt, sind wir viel zu früh dran und müssen dementsprechend lange warten. Aber unser deutschsprachiger Fahrer ist pünktlich und fährt uns zuerst durch die engen Gassen der Stadt und später über die ruppigen, ausgewaschenen Wüstenstrassen bis ins Camp 'Nkhila Lodge'. Auf dem Weg erfahren wir viele spannende Fakten Marrakeschs. Die Vororte von Marrakesch sind voll von vier- bis fünfstöckigen Häuserblocks. Dies seien sogenannte 'Sozialwohnungen'. Was bedeute, dass der Mieter einer solchen Wohnung umgerechnet rund 100 Euro Miete monatlich bezahlt. Und dies nur ganze zwölf Jahre lang. Nach Ablauf dieser Zeit gehört die Wohnung dann vollständig dem Mieter. Stirbt der Mieter innerhalb dieser zwölf Jahre, so geht die Wohnung automatisch als Eigentum an seine Kinder über, und dies ohne Weiterzahlung der Miete.
Wir erreichen unser Wüstencamp und sind begeistert. Leider spielt das Wetter auch heute nicht richtig mit. So ist es bewölkt und ziemlich kühl. Zur Begrüssung sind wir zu einem Minztee in eine Art 'Empfangs-Zelt' eingeladen, wo wir die nötigen Dokumente ausfüllen und alle möglichen Infos und Tipps zu unserem Aufenthalt bekommen. Ich bin froh, dass alles hier überhaupt nicht schickimicki ist. Ausser unser Zelt vielleicht? Obwohl ich es eher als komfortabel und schön eingerichtet bezeichnen würde, mit Schickimicki hat das kaum etwas zu tun. Wir sind ausser einer weiteren vierköpfigen spanischen Familie die einzigen Gäste im Camp.
Als erstes entdecken wir die Kamele, die faul herumliegen. Wir beobachten und fotografieren die lustigen und freundlichen Tiere eine Weile, bevor wir uns zu Fuss auf den Weg machen, die steinige Umgebung zu erkunden. Es ist ein grossartiger Ort, diese Wüste Agafay! Und wir können uns nur vage vorstellen, wie unglaublich ein Aufenthalt in einer Sandwüste sein muss! Aber nun sind wir hier, und wir sind absolut fasziniert. Wir machen einen längeren Marsch rund um unser Camp, bevor wir zum Sonnenuntergang und zum Nachtessen wieder in der Lodge eintreffen. Das Nachtessen wird auf einer Art Holzbühne, welche über eine Schlucht ragt, serviert. Die Tajine (vegetarisch oder mit Fleisch) ist unglaublich gut. Auf offenem Feuer gekocht und an der Unterseite ein wenig angebrannt schmeckt sie besonders gut! - Und dazu geht die Sonne hinter den kargen Hügeln der Wüste Agafay unter! Ein richtiger Hühnerhaut-Moment! Einfach wunderschön...
Unsere spanischen Nachbarn gesellen sich später zu uns auf die Terrasse. Sie haben sich zuvor das Fussball-WM-Spiel Spanien-Marokko angeschaut. Als Marokko gewonnen hat, war im Zelt der Camp-Angestellten einerseits die Hölle los, und als Spanien seinerseits verloren hat, wurde es im Zelt der spanischen Familie dagegen ziemlich ruhig. Zum Essen wird ein grosses Feuer entfacht, was das Spanische 'Verlierer-Team' Humor und Freude schnell wieder finden lässt. Gemütlich ist es hier - aber kalt! Schade! Darum bleiben wir auch nicht mehr sehr lange auf der Terrasse, sondern ziehen uns bald zurück in unser Zelt.
Eine Nacht bei nahezu Minusgraden in einem Zelt - wie das wohl sein wird? Wir nehmen alle vorhandenen Decken aus dem Kasten und mummen uns ein. Eigentlich hätten wir eine Gasheizung im Zelt, doch wir verzichten lieber darauf, denn wir können keinen Kamin ausmachen und fragen uns, wo wohl all das CO2 hingehen möge? Bestimmt geht keine Gefahr von dieser Gasheizung aus, herausfordern wollen wir es aber trotzdem nicht. Die drei Decken genügen, um uns während der ganzen Nacht warm zu halten.
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DIE 'NKHILA LODGE'
ERKUNDEN DER UMGEBUNG
NACHTESSEN BEI SONNENUNTERGANG
VIDEO: UNSER ZELT