Vancouver Island, PortMcNeill

Unser heutiger Morgenkaffe bereiten wir uns in unserem Hotelzimmer zu. Kaffeemaschinen mit Kaffee, Zucker und Milch/Milchpulver sind eigentlich in allen Hotels Standard.

Nach dem Check-Out machen wir uns auf den Weg an die Ostküste der Insel. Das Klima an der Ostküste ist um einiges angenehmer als an der Pazifikküste, und es regnet nicht so oft. In Küstennähe werden wir immer noch von dichten Wolken begleitet, die immer lichter werden, je weiter wir uns von der Küste entfernen. - Wir fahren am 'Wally Creek' vorbei. Dies ist eine wunderschöne Badestelle mit Parkmöglichkeit am Strassenrand, ziemlich genau 70 km von Tofino entfernt. Kein Badewetter heute, weshalb wir nicht anhalten, sondern auf direktem Weg nach Port Alberni, die eingzige Ortschaft auf unserem Weg zwischen Ost- und Westküste. 

Ein kleiner Abstecher nach 'Coombs' zu den Ziegen, die auf dem Dach des Old Country Markets leben ('goats on the roof'') entpuppt sich für uns als Flop, denn der berühmteste Country Market der Gegend wird geradezu überrannt von Touristen und Fotografen, so dass wir nicht einmal einen Parkplatz finden.

Die Legende, des wohl berühmtesten Grasdaches Kanadas:

„Was wäre, wenn wir Ziegen aufs Dach setzen?“ - Es war das Wochenende der Herbstmesse in Coombs und das Gras auf dem Dach wurde ziemlich lang. Der Legende nach kam man nach ein paar Gläsern Wein auf die Idee, sich ein paar Ziegen zu 'leihen', um das Gras zu 'mähen'. Seit jenem Wochenende sind die Ziegen dauerhafte Mieter des Coombs-Marktes und leben dort nun seit mehr als dreißig Jahren. 

Für uns persönlich ist dieser Ziegen-Abstecher eher überflüssig, und wir sind froh, dass der Umweg nur rund 2.5 km lang ist.

Wir checken im 'Dalewood Inn' ein. Es ist ein typisch nordamerikanisches Motel. Die Lage ist tiptop, man erreicht alles gut zu Fuss. - Beim IGS Market kaufen wir Lebensmittel für ein kleines Picknick am Hafen von Port McNeill.

Anschliessend fahren wir rd. 23 km nach Telegraph Cove, von wo morgen unser Kanutrip zu den Orcas startet. 'Telegraph Cove' ist ein reizender Ort, eine Postkartenlandschaft am Wasser mit bunten Ansammlungen von Gebäuden und Häusern, die sich an die felsige Küste klammern. Vor einem Jahrhundert war hier nur eine kleine Telegraphenhütte, von der aus Holzfäller, Fischer und Pioniere mit der Außenwelt in Kontakt blieben. 'Telegraph Cove' wurde ein wenig größer, als im Laufe der Jahre eine Fischsalzerei, eine Sägemühle, eine Schule und ein Gemischtwarenladen gebaut wurden. Viele dieser historischen Gebäude wurden auf Stelzen über dem Wasser errichtet und durch einen Holzsteg verbunden. 'Telegraph Cove' ist auf jeden Fall sehenswert! - Langsam beginnt es zu dämmern, und wir machen uns auf den Weg zurück, müssen wir und doch noch auf den morgigen Kanutrip vorbereiten.

Re ist witzig, als er beiläufig bemerkt: 'Sieh dort! Ein Bäääär!' Ich zucke zusammen, und mir stockt der Atem, aber Re gibt belustigt Entwarnung: 'Haha, ist nur ein Kandalaber...' - Aber was, wenn der Kandalaber sich bewegt? Ja, das schwarze Irgendwas bewegt sich tatsächlich und verschwindet bald darauf im Beerengestrüpp. Mann! Das ist ja wirklich ein Bär! Nun ist auch Re völlig aufgeregt! Wir halten am Strassenrand und bemerken, dass sich das Gebüsch immer wieder bewegt. Schliesslich taucht der Bär wieder auf und frisst genüsslich und seelenruhig die Beeren vom stacheligen Gestrüpp - keine 5 Meter von uns entfernt! Ab und zu verschwindet er wieder im Gestrüpp. Aber die Bewegungen der Äste zeigen uns immer wieder, wo er bald erneut hervorkommen wird. Das ist ein unbeschreiblicher Moment! Wir können dem Bären beinahe eine halbe Stunde zuschauen, bevor er sich für immer im unendlich schwarzen Wald verabschiedet. Wir sind völlig hin und weg und können es kaum glauben, tatsächlich einem Schwarzbären in freier Natur begegnet zu sein! Das übertrifft einfach jede teure und aufwändige geführte Tour. Nun ist die Reise - von der wir bis jetzt eigentlich nie hundertprozentig begeistert waren - gerettet, komme was wolle...