Ein sonniger Morgen, wunderbar! Im nahen 'Coco Rico Café' geniessen wir unser erstes Frühstück in Kanada. Für mich gibt es nebst Cappuccino einen grossen Früchteteller, Re gönnt sich ein deftiges Egg Benedict, typisch American-Style. Scheinbar schmeckt es, denn Re beschliesst, dies von nun an jeden Morgen zu essen...
Als erstes entdecken wir den Hafen und die Hafenpromenade von Vancouver. Beim 'Coal Harbour' befindet sich das 'Vancouver Harbour Flight Center'. Hier werden Rundflüge mit dem Wasserflugzeug angeboten. Bei 'Gulf Island Seaplanes', der einzigen indigenen Fluggesellschaft, buchen wir einen kurzen Hafenrundflug für 13.00 Uhr. Dabei haben wir völlig übersehen, dass um 13.00 Uhr das Licht zum Fotografieren nicht gerade ideal ist. Zu spät; umbuchen möchten wir nun nicht mehr!
Bis zu unserem Flug bleibt noch etwas Zeit, den Hafen und die Hafenpromenade zu erkunden. Riesig sind die vielen Kreuzfahrtschiffe, die am 'Canada Place' vor Anker liegen. Der 'Canada Place' ist ein eindrücklicher Ort. Während der Expo 86 war der Pier mit dem schneeweißen spitzen Zeltdach der Pavillon Kanadas. Heute kann man hier herrlich flanieren und den Kreuzfahrtschiffen zusehen.
Pünktlich um 13.00 Uhr startet das Wasserflugzeug, und wir fliegen über den Hafen, über 'North Vancouver', über den 'Stanley Park' bis hin zu den Inseln 'Bowen' und 'Gambier Island' und dann zurück über 'Kitsilano', 'English Bay' und 'West Vancouver'. Die Aussicht über die Stadt ist zwar beeindruckend, aber die erwartete Begeisterung bleibt trotzdem aus, was ich mir irgendwie nicht genau erklären kann.
Unser nächstes 'Abenteuer' ist ein virtueller Flug über Kanada: 'Fly Over Canada' befindet sich direkt am 'Canada Place' und nimmt einem mit auf eine aufregende Reise über die spektakulärsten Landschaften des Landes. Spezialeffekte – einschließlich Wind, Nebel und Gerüche – verbinden sich mit der Bewegung der Fahrt zu einer ziemlich reellen Reise. Mein Sitz wackelt, und durch die vermeintlichen Flugbewegungen kommt ab und zu ein kleines Übelkeitsgefühl auf, was aber durch das Schliessen der Augen schnell wieder vergeht. Die Reise ist etwas zu kurz, nicht nur für meinen Geschmack sondern vor allem auch für den doch ziemlich hohen Preis. Trotzdem ist 'Fly Over Canada' ein sehr schönes Erlebnis, welches - v.a. zu Beginn einer Reise - eine Vorstellung gibt, was alles noch kommen mag.
Wir spazieren weiter Richtung Osten nach 'Gastown'. 'Gastown' ist ein historischer Stadtteil im Zentrum Vancouvers. Der Name stammt vom britischen Siedler John 'Gassy Jack' Deighton, der hier 1867 das erste Lokal eröffnete. Das berühmteste Wahrzeichen des Stadtteils ist eine Dampfuhr, die 'Steam Clock', an der Ecke Cambie Street/Water Street.
Eine Anlage neben dem 'Georgia-Viadukt' erzeugt den Niederdruckdampf, der eine Miniatur-Dampfmaschine im Sockel der Uhr antreibt, welche ihrerseits einen Kettenlift betreibt, der Stahlkugeln nach oben bewegt, wo sie entladen werden und zu einer absteigenden Kette rollen. Das Gewicht der Kugeln auf der absteigenden Kette treibt eine herkömmliche Pendeluhrhemmung an, die auf die Zeiger auf den vier Gesichtern ausgerichtet ist. Der Dampf treibt auch die Tonerzeugung der Uhr an, die Pfeifen verwendet, um die Zeit anzuzeigen und das Westminster-Glockenspiel zu erzeugen. Alle 1/4 Stunde ertönt die Uhr auf fünf Dampfpfeifen. (--> das hab ich so gegoogelt, verstehe es aber nicht wirklich...)
Wir haben Glück und erwischen noch einen freien Tisch in dem direkt gegenüber der Uhr liegenden Restaurant 'Water St. Café', und zwar einen Ecktisch mit direkter Sicht zu der 'Steam Clock'. Das Essen ist sehr gut, dazu kommt der uneingeschränkte Blick auf das geschäftige Treiben rund um die berühmte Uhr: jeder möchte ein Foto der Sehenswürdigkeit, mit oder ohne Instagram-Selfie. Und wenn dann die Pfeifen dampfen, so wird das selbstverständlich per Video festgehalten. Wir sitzen hier eine ganze Weile. Ja, 'Gastown' gefällt mir sehr gut. Obwohl nicht zu übersehen ist, dass nur wenige Blocks weiter 'Downtown Eastside' beginnt. 'Downtown Eastside' ist nicht nur das ärmste Viertel in Vancouver, sondern auch in ganz Kanada! In dieser Gegend, in der das soziale Elend allgegenwärtig ist, gibt es viele Drogenabhänge, Alkoholsüchtige und Obdachlose. Es macht mich nachdenklich, denn wohl kaum einer dieser am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen - junge Frauen, Jugendliche, alte Männer, Kranke, Gebrechliche und Invalide - hat sich dieses Lebens direkt so ausgesucht. Mehrere unglückliche Zufälle und Ereignisse haben wahrscheinlich bei den meisten dazu geführt, dass sie irgendwann einmal einfach nicht mehr die Wahl hatten, ihre Lebensumstände zu ändern. - Trotzdem gefällt mir 'Gastown', weiter nach Osten gehen wir nicht.
Zurück im Hotel ruhen wir uns etwas aus, zeigt der Schrittzähler auf unserem Handy doch mittlerweilen nicht weniger als 20'000 Schritte! Und es werden noch mehr! Nachdem wir beim gegenüberliegenden Koreaner unser erstes koreanisches 'Ramen' genossen haben, spazieren wir zu Fuss die Seawall entlang bis zum 'Halleluja Point' im 'Stanley Park'. Von einigen Plätzen hat man eine nette Sicht auf die Skyline, die sich z.T. schön fotogen im Wasser spiegelt. Ich richte mein Stativ, während Re es sich auf einer Parkbank gemütlich macht und dabei einschläft... Ich versuche, ein schönes Bild vom Sonnenuntergang zu machen, aber irgendwie mag mir die Skyline von Vancouver generell nicht so gefallen. Es fehlt das 'gewisse Etwas', ich kann es mir nicht richtig erklären. Trotzdem bleibe ich, bis zum Ende der Blauen Stunde. Und dann ist Re ist auch schon wieder wach...
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HARBOURFRONT VANCOUVER - CANADA PLACE
FLUG MIT WASSERFLUGZEUG
GAS TOWN / STEAM CLOCK
RAMEN BEIM KOREANER (Handybilder)
SUNSET: STANLEY PARK / HALLELUJAH POINT